Rezension von Ilse Haberleitner, engagierte Buchbloggerin:
"„Die Saubermacherin“, der Debutroman von Sabine Kunz, ist ein amüsanter Cosy-Krimi, der sowohl Action als auch Romantik bietet.
Millie ist scheinbar eine ganz normale, sehr tüchtige Putzfrau, doch in Wirklichkeit ist sie eine der Agentinnen eines internationalen Spionagenetzwerks. Während sie sich
eigentlich auf den nicht ungefährlichen Auftrag konzentrieren sollte, die Verbreitung manipulierter Lebensmittel zu stoppen, begegnet sie ihrem Traummann …
Das Cover wirkt frisch-fröhlich, passt zum Thema und auch zur Gattung Cosy-Krimi. Das Buch erschien 2020. Die Kapitel tragen zum jeweiligen Inhalt passende Titel, jedoch
keine Orts- oder Zeitangaben. Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll, so manche Wortschöpfung und Situationskomik hat mich zum Schmunzeln und Lachen gebracht. Die
Handlung spielt in der Gegenwart, in Wien und Niederösterreich.
Die Geschichte wird aus Sicht von Millie in Ich-Form und Präsens erzählt. Man wird von Beginn an in die Handlung hineingezogen, einerseits sehr humorvoll, andererseits mit
der nötigen Dosis Spannung. Die originelle Art und Weise, wie Millie ihre Spionagetätigkeit mit dem Putzen bei der bespitzelten Klientel verbindet, ist sehr amüsant – ob
es diverse Verkleidungen sind oder die zu Waffen umfunktionierten Putzartikel. Doch der Auftrag entwickelt sich als wesentlich riskanter als gedacht, die Kriminellen als
äußerst brutal. Ihre beste Freundin wird überfallen und fällt ins Koma. Ein Grund mehr für Millie, den Verbrechern das Handwerk zu legen. Doch sie erhält keine
Unterstützung seitens der Agentur. Im Gegenteil, ihre KollegInnen benehmen sich zunehmend seltsam ihr gegenüber. Auf sich allein gestellt gerät Millie von einer prekären
Situation in die andere. Und verwirrenderweise taucht immer wieder Max auf, jener Traummann, in den sie sich verliebt hat. Doch immer wieder steigen Zweifel in ihr auf, ob
sie ihm vertrauen kann. Da gibt es so einige Ungereimtheiten. Bis sich letztlich alles klärt und in Wohlgefallen auflöst, bietet das Buch noch so einiges an Action und
Dramatik und last but not least an Romantik.
Bis auf die paar Bösewichte, die letztlich zur Strecke gebracht werden, wird der Krimi primär von sympathischen Personen bevölkert. Im Mittelpunkt steht natürlich Millie,
die findige Putzfrau-Agentin, die äußert geschickt spioniert und nebenbei die Wohnungen blitzsauber putzt. Sie verlor als Kind bei einem Brand während des Balkankriegs
ihre Eltern, wuchs in Wien liebevoll aufgenommen von einer rumänischen Familie auf. Ich mochte sie auf Anhieb. Ihr offenes, freundliches Wesen, ihre Spontanität, ihren
Einfallsreichtum. Max ist nicht nur für sie der Traummann schlechtweg, so sieht man ihn auch als Leser und so hofft man mit Millie, dass er sich nicht als Fake entpuppt.
Mehr will ich nicht verraten. Generell sind auch die Nebenfiguren gut vorstellbar und wirken lebendig.
Ich hatte unheimlichen Spaß beim Lesen. Mit Bedauern habe ich das Buch geschlossen. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Eskapaden von Millie. Für all jene, die
unterhaltsame Cosy-Krimis lieben, gebe ich somit eine unbedingte Leseempfehlung ab."
Rezension aus "Was liest Du?" - Forum
Millie ist Putzfrau. Tagein tagaus macht sie anderer Leute Haus, Wohnung oder Büro sauber. Doch was ihre Klienten nicht wissen: Millie gehört einem internationalen Spionagenetzwerk von
Reinigungskräften an. Ihr derzeitiger Auftrag: eine globale Verschwörung, um manipulierte Lebensmittel aufzudecken.
Die österreichische Schriftstellerin und Kabarettistin Sabine Kunz hat mit ihrem Buch „Die Saubermacherin“ etwas zustande gebracht, was nicht viele können: mich schallend zum Lachen gebracht.
Ihre Agenten Persiflage ist derart abgedreht skurril überzeichnet und lustig. Dabei spart die Autorin nicht mit bösen Seitenhieben in alle möglichen Richtungen.
Die Protagonistin Millie ist einfach Zucker. Als Kind von den Gräueln den Balkankrieges nicht verschont hat sie sich zur Topagentin in der Putzfrauen Spy Agency gemausert. Millie ist klug, mutig,
und temperamentvoll. Sie macht sich hässlich, sie macht sich naiv, sie macht auf „nix verstehen“.
„Haben gerufen, Frau?« Mein Radebrech hat mir schon das ein oder andere komplizierte Gespräch mit Kunden erspart.“
Denn als Reinigungskraft, noch dazu mit Migrationshintergrund, gehört sie zu den Unsichtbaren, deren Anwesenheit nicht auffällt, vor denen ungeniert sprichwörtlich schmutzige Wäsche ausgebreitet
wird und deren Abwesenheit nur dann auffällt, wenn der Bügelkorb voll ist. Millie ist gut in ihrem Job. Als sie bei dem aktuellen Fall von Lebensmittelmanipulation – eine Verschwörung globaler
Konzerne und Lobbyisten - ihren heißgeliebten Gugelhupf in Gefahr sieht, kennt sie kein Halten. Doch dann wird verliebt sie sich, und alles wird noch komplizierter.
Millies traumatische Familiengeschichte erschreckt zunächst, fügt sich aber mit seinem ernsten Hintergrund gut in die Geschichte. Denn Sabine Kunz ist hier wirklich ein absurd komischer Plot
gelungen, der neben der originellen Protagonistin mit durchaus ernsthafter, scharfer und pointierter Gesellschaftskritik punktet.